38
Erster Zeitraum.
wieder gewonnen. Auch an der Donau hatten Diocletkan und
Galcrius mit Bastarnern und Sarmaten vollauf zu thun. Das
eigentliche Bewandniß der Sache ist nicht mit Bestimmtheit
anzugeben. Die beiden Kaiser aber feierten einen Triumph
über die Feinde des Reiches, während an nichts weniger, als
an Friede mit den Tentschen zu denken war (I. 303).
Zwei Jahre später dankten Diocletian und Maximian
freiwillig ab und durch des ersteren wohlgemeinte Einrichtung
wurden jetzt langjährige Bürgerkriege hervorgerufen, in denen
sechs Kaiser auf einmal um den Vorrang stritten, bis Con-
stantin, des Constantius Chlorus Sohn, sich wieder als allei-
niger Herrscher emporschwang. Dieser war, wenngleich nicht
ohne schwarze Flecken in seinem Charakter wie im Leben, von
den Sechsen der Würdigste und am ersten im Stande, des
Reiches morsche Stützen für eine geraume Zeit wieder neu zu
bauen. Besonders in religiöser Hinsicht wurde er der Gründer
eines neuen Staatslebens, da er später die christliche Religion
annahm und, obwohl durch hundert blutige Beispiele an die
Gefahr des Lebens erinnert, den Muth hatte, das jüngst noch
verfolgte Christenthum zur alleinigen Staatsreligion zu er-
heben.
Mit den Teutschen bestanden unterdeß die Kämpfe unauf-
hörlich fort, da weder die vielen Verluste, welche sie auf ihren
vereinzelten Zügen durch Constantius kräftigen Arm und hin-
terlistiges Verfahren erlitten, noch die grausame Strafe, so er
an den Gefangenen verübte, sie abschrecken und zurückhalten
konnte von ewig neuen Einfällen in das römische Gebiet. Nur
vorsichtig wurden sie, und besonders der Franken-Bund ver-
jüngte sich durch festeres Zusammenhalten gegen den gefähr-
licheren Feind. Ein Sieg, den Crispus, des Kaisers vortreff-
licher Sohn, dagegen über die Allemannen gewann (I. 320),
versetzte die rheinischen Länder eine Zeitlang in dumpfes
Schweigen.
Was die christliche Religion betrifft, so erzeugte sie in
ihrer neuen Geltung sofort den mächtigsten Einfluß aufs öffent-
liche Leben, und die Verlegung der Residenz nach Constanti-
nopel, mitten zwischen christliche Gemeinden, ließ ihre Erhe-
bung noch trefflicher gedeihen. Ihre Bekenner genossen jetzt
bedeutende Vorzüge vor dem heidnischen Volke und zahlreiche
Bekehrungen upter demselben waren Folge davon. Solche
Wirkungen konnten freilich unter den Teutschen für den Au-
genblick nicht erwartet werden, da sie im Gegentheile auch die
neue Religion, wie alles andere an den Feinden, verabscheuen
mußten. Aber die erste Dämmerung des Glaubens war doch
bei ihnen schon angebrochen. Die Gallier hatten seit der Mitte
des zweiten Jahrhunderts, namentlich zu Vienne und Lugdunum
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
41
Franken und andere im Kampfe.
so wie von der andern Seite mit den gallischen Franken, und
von Julians Waffen kann yran fortan nur dieses sagen, daß
sie nicht ohne Glück waren und wenigstens den von allen Sei-
ten andringenden Feinden mit Erfolg den Weg vertraten; aber
nicht ohne Arglist, Trug und Vcrrath. Kam der Casar gleich
wohl zu fünf verschiedenen Malen über den Rhein, so konnte
er dennoch die Gefahr, welche den teutschen Völkern drohete,
in ihrem gewaltigen Wachsthume nicht hemmen. Gr hielt sie
nur auf, wie auch Constantius selbst an der Donau gegen
Juthungcn, Sarmaten, Quaden und Andere (I. 357 u. 58)
kaum mehr als augenblickliche Ruhe erkämpfte.
Nach dieser Zeit warf Julian sich zum Kaiser auf, und
Folge davon wären neue Bürgerkriege gewesen, wenn nicht
Constantius zu gelegener Zeit aus dem Leben geschieden wäre
(I. 361). Die Teutschen aber wurden bei dieser Gelegenheit
von ihrem Dränger befreit und fühlten bald auch die Wunden
nicht mehr, die ihnen in den zunächst verflossenen Jahren aller-
dings geschlagen waren. -
A 10.
Die Wanderung der Hunnen. Die Gothen neuerdings
im Kampfe mit den Römern.
Unter Julian und feines Nachfolgers kurzer Regierung
war Friede mit den Teutschen (I. 361 — 361). Der Kaiser
Valentinian aber reizte zuerst die Allemannen durch Verwei-
gerung ihnen vertragsmäßig zustehender Geschenke. Noch im
Winter brachen diese daher über den Rhein und die Donau,
hjex in Nhätien, dort in Gallien ein (I. 365). Sarmaten
und Quaden verheerten zur nämlichen Zeit Pannonien, die
Gothen Thracien. Die Noth war groß. Nach Gallien schickte
Valentinian zunächst das Heer, aber erst nach herben Verlusten
gelang es feinem Feldherrn Jovin, über die getheilten Alle-
mannen drei Mal zu siegen (I. 366). Doch sammelten sich
diese am Rheine wieder unter Vithecab, ihrer Könige einem,
der durch Ueberlegenheit des Geistes und kräftigen Muth des
Volkes große Seele war. Aber die schändlichen Römer fanden
Mittes zur heimtückischen Ermordung dieses gefürchteten Man-
nes, Ereilten und schlugen sodann die flüchtigen Scharen, daß
sie einen Frieden eingehen mußten, der den Rhein wieder zur
Grenze zwilchen beiden bestimmte. Valentinian vermehrte jetzt
die Festen am Rheine und an der Donau. Eine derselben,
die er im Lande der Allemannen selbst zu bauen versuchte,
erregte neuerdings den Unwillen dieses Volkes, dgß es übep
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
42
Erster Zeitraum.
die dortigen Römcrhaufen Hersiel und diese so gänzlich zu
Grunde richtete, daß kaum ein Bote des Unglücks zum Kaiser
entrann. Valentinian mußte cs ungestraft' geschehen lassen;
denn auch die Sachsen und Franken hatten Gallien überzogen
und inländisches Raubgesindel vermehrte daselbst die Gefahr.
Jndeß erlagen die Sachsen durch schändlichen Verrath und
Valentinian sah sich dadurch von großer Neth errettet; aber
nur einen Augenblick, denn die Allemannen kamen aberinals in
Bewegung, weil von einem ihrer Könige, Makrian, für des
Vaterlandes Wohl entflammt. Thcodosius, des Kaisers Feld-
herr, warf ihre Haufen zwar zurück, allein ohne sie besiegt
zu haben. ^ Makrian ließ die Gefahr nicht kleiner werden.
Mordanschläge gegen ihn wollten nicht gelingen und die Alle-
mannen blieben furchtbare Feinde unter diesem ihrem Haupte
(I. 372).
Von der andern Seite machten die Quaden einen Festungs-
bau an der Donatt streitig, und nachmals, durch treulose
Ermordung ihres Königs Gabcnius vollends empört, brachen
sie auf und verbreiteten Tod und Verderben. Das bewog den
Kaiser zu einem Frieden mit den Allemannen, den Makrian
in der Folge treulich hielt. In Gallien war es ruhig. Gratian,
des Kaisers Sohn, blieb daselbst zurück, wahrend Valentinian
an die Donau zog, Die Quaden wtirden zurückgedrangt und
in ihrem eignen Lande heimgesucht. Nach kurzen Verwüstun-
gen aber zog der Kaiser, von unerklärlichem Grauen er-
griffen, über die Dongu zurück und — starb eines plötzlichen
Todes, in Gegenwart Quadischer Gesandten, welche zur Ver-
mittlung des Friedens gekommen waren (I. 375). Zwei
Kaiser, Valentinian 2. und Gratian, theilten sich des Vaters
Gebiet, wahrend über den morgenländischen Theil deren Oheim
Valens, den Valentinian 1. schon gleich im Anfänge als Mit-
kaiser erhoben hatte, die Herrschaft führte.
Auf Valens war kurz vor dieser Zeit wieder die Gewalt
der Gothen gestoßen, nachdem sie, mit den Römern in Frieden
und in anderen Unternehmungen der Nachwelt verborgen, eine
geraume Zeit wie aus der Geschichte gänzlich verschwunden
gewesen sind. Thaefalen, Thervinger und Greuthunger sind
gegenwärtig ihre bedeutendsten Stämme, nach denen sie sich
auch später in die Ostgothen — Greuthunger — und West-
gothen — Thervinger — , jene an der Nordküste des schwar-
zen Meeres, diese an der linken Seite der untern Donau,
unterscheiden werden. Ueber die Greuthunger gebot Hermanrich
fast mit patriarchalischem Ansehen. Tn dem gegenwärtigen
Kriege aber ging das Vertrauen des Volkes von dem mehr
als hundertjährigen Greife auf Athanarich, den jugendlichen
Fürsten her Thervinger, hinüber, da letztere dem Angriffe der
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
46
Erster Zeitraum.
ten hin flohen die Geschlagenen, bis das Dunkel der Nacht sie
dem Schwerte der Sieger entzog. Valens war am andern
Morgen nicht mehr unter den Lebenden, obschon man nicht
weiß, wie er geendet (I. 378). Ohne Nast walzten sich jetzt
die Massen gegen Adrianopel und gegen die kaiserliche Haupt-
stadt. Doch ließen sie bald von der vergeblichen Belagerung
ab und begnügten sich damit, gewissermaßen die Herren des
ganzen Landes bis zu dem Adriatischen Meere und den Alpen
zu seyn. Auch Gratian erwartete für den Augenblick keinen
Gewinn von der Fortsetzung des Kampfes. Er halte mit der
Sorge für das Reich einstweilen übermäßig zu thun. Der Tod
seines Oheims rief ihn auf den morgenländischen Thron, und
die dortigen Verhältnisse erforderten einen kräftigen Herrscher,
während er selbst in den diesseitigen Gegenden nicht fehlen durfte.
Also erhob er Theodosi'us, einen Spanier, auf den Thron des
Orients (I. 379). Dieser gewahrte bald, daß durch fernere
Feindseligkeiten nur unaufhörlich neue Schwierigkeiten, aus
einem friedlicheren Zusammenwohnen dagegen große Vortheile
für das Reich erwachsen müßten. Darum bereitete er den
Seinigen die segensreiche Wohlthat, durch billige Befriedigung
der Gothen sich ruhige Nachbarn und sogar neue Stützen des
Reiches zu erwerben. Das mißhandelte und durch Mißhand-
lungen erbitterte Volk wollte auch nicht erobern, sondern nur
ruhig wohnen und friedlich seinen Acker bauen, wo es ohnehin
nicht an Platz fehlte. Fridigern war indeß bereits aus dem
Leben geschieden und Athanarich, wahrscheinlich dessen Nachfol-
ger, gab willig den Vorstellungen des Kaisers Gehör. Gothen
sollten in dem Lande an der Donau bis weit in Thracien hin-
ein, als in ihrer Heimat, wohnen und römische Bundesgenossen
seyn. Athanarich starb kurz darauf in Constantinopel, und der
Kaiser ehrte die gothische Nation in ihrem Fürsten durch eine
prachtvolle Begräbnißfeier.
Es war ein Glück für das Reich, daß es so kam; denn
im Innern entstanden neue Schwierigkeiten. Im Westen erhob
sich ein Herrscher, Maximius, gegen Gratian, durch welchen
dieser Reich und Leben verlor (I. 383), und dem Theodosi'us
wurde es schwer, den Empörer nach vier Jahren zu überwäl-
tigen. Valentinian 2. erhielt damit von jenem die Verwaltung
des ganzen weströmischen Reiches. Aber auch dieser unglück-
liche Knabe sollte des Lebens nicht lange froh seyn. Arbogast,
ein Franke, seiner vornehmsten Räthe einer, erschlug ihn meuch-
lerischer Weise (I. 392) und setzte einen gewissen Eugenius
auf den Thron. Aber Theodosi'us kam und strafte die Empörer.
Eugenius wurde gefangen und enthauptet, Arbogast floh und
gab sich selbst den Tod. Theodosi'us wurde dadurch alleiniger
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Gratian Athanarich Arbogast Franke Eugenius Arbogast
50 Erster Zeitraum.
von Neuem zum Zorne. Auch die Römer waren inzwischen
wieder abgefallen. Demnach erschien Alarich zum dritten Male
vor Rom (I. ^409) und ließ durch mehrtägige Plünderung eine
harte Strafe üben.
Darauf verließ er die Stadt und zog weiter nach Unter«
italien, vielleicht um durch die Eroberung Siciliens und Afrika's,
ohne welche das Reich von Ravenna fast verhungern mußte,
seine Gewalt über Italien zu vollenden. Aber er mußte unter-
wegs — in Confenza — erst 34 Jahre alt, fein Leben enden.
Das westgothische Volk ehrte seinen König im Tode durch ein
seltsames Grab. Der Barentenus nämlich, ein kleiner Fluß,
wurde aus seinem Bette geleitet und in dessen Gründen Ala-
richs Leiche mit den schönsten Trophäen versenkt. Darauf
rauschten die Wasser darüber hinweg, und die Sklaven, welche
dabei geholfen hatten, wurden getödtet, damit von den Italie-
nern Niemand des Verblichenen Ruhestätte wüßte.
Athaulf wurde nach Alarich König der Westgothen. Die-
sen fesselte zu Italiens großem Glücke die Liebe zg der schönen
Placidia, des Kaisers Schwester, welche in gothischer Gefan-
genschaft war. An der Ausführung der Plane Alarichs ohne-
hin verzweifelnd, knüpfte er auf den Wunsch dieser seiner Ver-
lobten mit dem Hofe von Ravenna neue Unterhandlungen an,
in Folge derselben er nicht lange darauf Italien verließ und
nach Gallien zog, zur Dienstleistung gegen die dortigen Feinde
der Römer. Zwar waren hier die großen Schwärme der oben-
erwähnten Völker nach Spanien gedrängt, und jener Constantin,
durch neue Verschuldung mit dem Kaiser zerfallen, von Con-
stantius, dem italienischen Feldherrn, überwältigt (I. 411); aber
ruhig war es dadurch in Gallien nicht geworden. Die Alle-
mannen, Franken und Burgunder setzten sich um so fester in
ihrer Eroberung, und ein anderer Empörer, Jovin, hatte statt
Constantins den Purpur genommen. Nichts desto weniger war
Constantius, des Kaisers Honorius rechte Hand uno Stütze,
im Vertrauen auf die eignen Kräfte, mit der Erscheinung
Athaulfs in Gallien nicht zufrieden. Die eigentliche Triebfe-
der war wohl das Verlangen nach der kaiserlichen Prinzessin
und deren Erbe, der Kaiserkrone. Deshalb haßte er den glück-
lichern Mann und empfing ihn, der freundschaftlich Hülfe
leisten wollte, mit kalter Verachtung. Athaulf, seine dem Ho-
norius geschenkte Freundschaft hoch anrechnend, und deshalb
um so tiefer gekränkt, verband sich sofort mit Jovin.
Aber daß der unteutsche Sarus, nachdem er den Kaiser
treulos verlassen hatte, nunmehr auch an Jovins Hofe eine
Rolle spielte, ertrug er nicht. Sarus mußte unterliegen, zum
Aerger Jovins. Nachmals kränkte dieser den Athaulf durch
zurücksetzende Behandlung. Das führte ihn wieder dem Honorius
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Alarichs Constantin Constantins Constantius Honorius Honorius Athaulf Jovins
Attila.
53
die Hstgothen in Dacie», nordwärts die gothischen Gepiden,
dann Heruler, Rugier, Langobarden, Quaden, Markomannen,
Sueven, selbst Thüringer, Burgunder, Franken und Andere
waren ihm theils unterrhan, theils nothgedrungen oder frei-
willig verbündet. Der morgenländische Kaiser Theodosius 2.,
des Arcadius Sohn, wurde in mehreren Schlachten besiegt.
Bis an das adriatische Meer trug Attila sodann den Schrecken
seines Namens über die Trümmer zerstörter Städte dahin.
Für harte Aufopferungen mußte^ Theodosius endlich den Frie-
den erkaufen, und gegen noch härtere Zugeständnisse war keine
andere Sicherheit, als die genügsame Willkühr des Hunnen-
konigs, bis Marcia», des Theodosius Nachfolger, die Schmach
des Reiches mit der Schärfe des Schwertes besser, als jener
Schwächling, abzuwenden Miene machte.
Gleichzeitig entspannen sich Mißhelligkeiten mit dem italie-
nischen Hofe, und Artila wurde dadurch jetzt um so eher auf
den Westen Europa's gewendet. Mag es nun in der Hoffnung
auf den römischen Thron, welche ihm Honoria, Valentinians 3.
Schwester, mehr auf den Bruder erboßt, als aus Neigung,
durch einen Heirathsantrag gegeben haben soll, oder in Folge einer
Aufreizung durch Gisericb geschehen seyn; genug, Attila brach
mit seiner ganzen Macht von den Ufern der Donau auf und
zog durch Dcstreich und Teutschland gerades Weges nach Gal-
lien (I. 451). Vielleicht, daß er hier die den Römern ver-
bündete^ Mächte, wozu vorzüglich die Westgothen gehörten,
zuvor unterdrücken wollte, um dann Italien selbst als eine preis
gewordene Beute zu nehmen. Genug ein Heer von sechsinal
hundert taussnd Mann rückte über den Rhein und Krieger aus
allen teutschen Völkerschaften, selbst ein Thcil der Franken,
waren im Gefolge Attila's. Metz wurde zerstört, Mainz, Straß-
burg, Trier, Worms, Speyer ausgeplündert. Bis' Orleans
wälzte sich der unermeßliche Völkerschwarm, während inzwischen
mit den Burgundern dort, und hier mit den salischen Franken
blutig gestritten wurde. Es nal>ete der Tag einer großen Ent-
scheidung; denn ein mächtiges Heer stand auch von der andern
Seite im Felde. Aktivs, der Römer, und Thevdorich, der Wcst-
gothen König, hatten ihre Streitkräfte vereinigt und zogen,
von Alanen — die an der Loire sitzen geblieben waren - , von sali-
schen Franken und von einem vor Kurzem ebenfalls an der Loire an-
sässig gewordenen Sachsenstamme, so wie von burgundischen und
anderen gallischenbundesgenossen unterstützt, hinter dem sich zurück-
ziehenden Hunnenvolke her bis in die sogenannte katalaunische
Ebene bei Ehalons an der Marne. Hier kam es zu einer Schlacht,
schrecklich und blutig, wie nie eine auf gallischem Boden ge-
kämpft war. Hunderttausende sotten auf beiden Seiten gefal-
len seyn. Auch Theodorich sank in den Tod, als gerade seine
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Attila Theodosius_2. Attila Theodosius Theodosius_Nachfolger Attila
'V- . ;
- .« - . . ■ , , «■
Lweiter Leitraum.
Von Chlodwig bis auf Ludwig den Teut-
schen. Fahr 481 bis 843.
8. 13.
.
Veränderte Stellung der einzelnen Völkerschaften.
^ast alle im Anfänge genannten teutschen Stamme hatten
gegenwärtig durch ihre Vereinigung zu größeren Gemeinschaften
oder, weit von früher nicht gekannten Völkern verschlungen,
ihre Namen gewechselt, oder endlich, ihren ursprünglichen Wohn-
sitzen fern, eine ganz andere Stellung und neue Bedeutsamkeit
angenommen. Und diese neuen Gestalten, die endlich den alten
Löwen an dem Tiber vor sich in den Staub getreten und gleich-
sam an dessen versiegendem Leben den Keim des eignen bessern
Daseyns groß gezogen hatten, erhoben sich zu geregelteren Ge-
walten, bauten auf den Trümmern des zerbrochenen Thrones
eine andere Welt, die sich rüstiger entfaltete und erfreulichere
Blüten trieb, als das eiserne Römerthum, das sechshundert
Jahre lang die teutschen Lebenskräfte zu ersticken bemüht gewe-
sen war. Wie war jetzt alles so ganz anders geworden in dem
Lande, wo vormals das römische Schwert unwiderstehlich gebo-
ten hatte, zunächst am Rheine in den gallischen Provinzen!
Selbst die alten keltischen Einwohner waren allmählig von
eingewanderten Teutschen größtentheils verschlungen. Germa-
nischer Geist und teutsches Leben regte sich im Norden und
Osten, wie im Westen bis an die Gebirge und die Meeresküsten.
Nur südlich, an der Seine, erhielt sich ein römischer Statthalter
oder König nach dem Sturze des Kaiserthums noch zehn Jahre
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
5g
Zweiter Zeitraum.
lang in unabhängiger Waltung. Um und neben ihm herrschten
Tcutsche, einstweilen noch ohne gemeinsames Oberhaupt, aber
schon reif zu einer großen Gemeinschaft, wenn sie nur eine
kundige Hand dazu zu bilden unternähme. Mit Chlodwig
begann dieser neue Aufschwung der Dinge und zog sich von da
an durch Jahrhunderte fort. Aber eine Uebersicht der verschie-
denen Stellungen teutschex Völker, in diesem Lande sowohl, alß
in dem eigentlichen Germanien und darüber hinaus, ist zum
Verständnisse der folgenden Geschichte unentbehrlich.
In Italien herfchte Odoaker mit weiser Schonung der
römischen Gesetze wie der alten Verfassung. Nur gegen ver-
jährte Gräuel übte er Gewalt, heilte nach Kräften die einge-
wurzelten Uebel der verflossenen Jahre und schuf neues Leben
und neue Betriebsamkeit in den verfaulten Massen. Auch gegen
die katholische Religion übte er, der Arianer, mehr Duldung,
als Giserich, sein Nachbar jenseits des Meeres.
Giserich war kein friedeliebender und wohlmeinender Herr-
scher; denn seine Hand bewährte sich fast nur durch Raub und
Verwüstung. Die spanischen, italienischen und griechischen
Küsten hatten dapon schmerzliche Beispiele auszuwcifcn; Sicilien,
mit den umliegenden Inseln, war in seine Gewalt gerathen.
Mit Odoaker indeß schloß er einen Frieden und belästigte
diesen auch bis zu feinem Tode (I. 477) nicht wieder. Die
Katholiken bedauerten feinen Verlust nicht, da er den arianisch
Gesinnten freie Hände gelassen, selbst mit gewüthet und so viel-
faches Unheil über jene verhängt hatte. Seine Nachfolger
waren mehr oder minder eben so grausam, wie überhaupt, so
insbesondere auch gegen die katholischen Glaubensgenossen. Erst
im Anfänge des sechsten Jahrhunderts nahmen die dortigen
Verhältnisse eine bessere Wendung.
An der Westküste Spaniens wohnten Sueven; doch ohne
besondere Bedeutsamkeit. Sie verloren dieselbe durch das
benachbarte westgothifche Reich. Von Theodorich haben wir
gehört, wie er im Kampfe gegen die Hunnen ums Leben kam
<J. 451). Auch Thorismund, fein Sohn, wurde nach zwei
Jahren von Theodorich 2., und dieser ebenfalls von Eurich,
dem dritten Bruder, getödtet (I. 466). Dieser machte die
Sueven zinsbar und erweiterte das westgothifche Reich auch
östlich bis zur Loire und Rhone. Hier fand sein Sohn,^ Ala-
rich 2., später an Chlodwig, dem Franken, einen lästigen
Nachbarn.
Mitten zwischen diesen beiden Reichen, von Amiens an
der Somme bis Troyes und von Paris bis Rheims, führte
einstweilen Syagrius, der früher erwähnte römische Statthalter,
eine zerbrechliche Herrschaft. Diesseits der Somme begann das
fränkische Gebiet, welches sich zwischen die Schelde und Maas
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
58
Zweiter Zeitraum.
schen von ihrem Lande aus an den durch sächsische Auswan-
derungen entblößten Nordseeküften hinaufgezogen hatten.
Selbst in Britannien bestand durch die eben genannte
Auswanderung ein teutschrs Reich. Hengist und Horsa hatten
nämlich, wie es heißt von den daselbst streitenden Völkerschaften
herbeigerufen, eine Schar Angelsachsen übers Meer geführt
(I. 449), und, stets von neuen Ankömmlingen verstärkt, einen
großen Thcil der Insel zum eignen Besitzthume erobert, woraus
die bekannten sieben Königreiche entstanden, welche im Anfänge
des 9ten Jahrhunderts zu einem großen Ganzen verbunden
wurden.
Das ganze Land jenseits der Elbe war nach dessen Ent-
blößung durch die von da auswandernden teutschen Völker-
schaften vor und nach von — nicht teutschen — slavischen
Stammen bezogen worden, da diese vor dem an Germaniens
Grenze entlang, vom äußersten Norden bis an den Dnieper
und die Donau, gewohnt und stets hinter jenen hergezogen waren.
So sind wir gleichsam wie im Kreise zu den südteutschen
Stämmen zurückgekommen, von denen gegenwärtig die Dstgo-
then eine Hauptmacht bildeten, Es ist schon- bemerkt worden,
daß nach Attila's Tode das hunnische Reich zusammengcbrochen
wurde. Dieses geschah vorzüglich durch Ardarich, den König
der ostgothischen Gepiden, der, mit den übrigen Gothen vereint,
die Söhne Attila's an dem Flusse Netad entschieden aufs Haupt
schlug. Was weiter vorgegangen, welche Kampfe und welche
Siege noch ferner vorgefallen seyen, wissen wir nicht. Das
hunnische Reich aber wurde nach der Zeit vertragsmäßig unter
die betheiligten Teutschen getheilt. Die Gepiden wohnten seit-
dem an den Ufern der Donau, zwischen den Karpathen und
der Theis. Die Lstgothen erhielten das Land zwischen der
Thcis und der Donau, wo diese weiter oberhalb in südlicher
Richtung fließt. Drei Brüder, Walamir, Widimir und Theo-
domir, die nämlichen, welche damals mit Attila nach Gallien
gezogen waren, führten die Herrschaft. Nördlich bekamen die
Langobarden, und westlich von diesen, in dem alten Quaden-
lande bis an die Thüringer Grenze, die Heruler und Rugier
ihren Theil.
Alle diese, genannten Völkerschaften hatten aber gegenwär-
tig eine ganz andere Bedeutung, als früher, da^ sie jedesmal
in großen Gemeinschaften bestanden und ein selbstständigeres Ge-
schäftsleben zu entwickeln angefangen hatten. Aber im Frieden
und stillen Wachsthume den Keim des Bessern groß zu ziehen,
dazu war die Zeit noch nicht geeignet,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Vi
Vorrede.
ders in den ersten Jahrhunderten der teutschen Geschichte
mit kargen, abgerissenen 'Angaben über große und wichtige
Zeiträume leichtfertig hinwegführt, ohne dabei den eigent-
lichen inneren Zusammenhang der Thatsachen gehörig im
Auge zu halten. Kann dort gleichwohl die unverbrüch-
liche Fülle des Geschichtslebens nicht gegeben werden, so
sollte man doch den Faden wieder anknüpfen, so oft es
möglich ist, sey es auch an Ereignisse, welche offenbar das
Gepräge ungenügender Ueberlieferung an sich tragen. Frei-
lich mag damit die Geschichte gewissermaßen das Ansehen
von Magerkeit und Zerstücklung erhalten; allein während
von der andern Seite auch mit Vermuthungen und friti=
scheu Raisonnements der unreiferen Jugend nicht gedient
ist, muß man doch wohl zweckmäßiger einen möglichst voll-
kommnen Umriß geben, als mit wenigen Bruchstücken,
mögen sie allerdings die erheblichsten Ueberlieferungen
seyn, täuschend über ganze Jahrhunderte hinwegfchlüpfen.
Insbesondere darf ich bei dem Plane des vorliegen-
den Buches nicht unberührt lassen, daß ich hauptsächlich
katholische Schulen dabei im Auge gehabt habe; nicht
als wenn es an und für sich eine katholische und prote-
stantische Geschichte gäbe, sondern weil es wohl kaum der
Erwähnung bedarf, daß die meisten Schulschriften dieser
Art von Protestanten sind und diese bisher das katholische
Interesse zu wenig geschont, ja meistens mit bitteren Aus-
fällen ihre historischen Ansichten geltend gemacht haben
Und muß hier des auch sonst in vieler Hinsicht vortreff-
lichen Lehrbuches von Kohlrausch als einer seltenen Aus-
nahme gedacht werden, so darf dagegen nicht unerwähnt
bleiben, daß ich, einer solchen, bei so heterogenen Ucber-
zeugungen ohnehin kaum ausführbaren, Neutralität gegen-
über, bei der Ausarbeitung des vorliegenden Buches mich
von der, wenn auch unduldsam klingenden, Ansicht nicht
habe losmachen können, daß es im Gegentheile, gemäß
der nun einmal verwirklichten Opposition der kirchlichen
Standpunkte, geradezu nützlich und nöthig sey, von den
bestehenden Differenzpunkten jedesmal soviel mit aufzuneh-
men, als die Jugend zur Belehrung und Warnung für
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]